Kurzüberblick zur Geschichte
Im 9. Jahrhundert wurde erstmals ein Benediktinerkloster im heutigen St. Blasien erwähnt (Kloster St. Blasien). Das Kloster war ab dem späten Mittelalter eines der wichtigsten im Schwarzwald, bis es 1806 säkularisiert wurde. Die letzten Mönche übersiedelten (auf Umwegen) nach St. Paul im Lavanttal (Kärnten).
Danach wurde im Kloster eine der ersten Maschinenfabriken Deutschlands aufgebaut.
Seit 1934 ist das renommierte jesuitische Kolleg St. Blasien mit Internat im ehemaligen Kloster untergebracht.
Abteikirche
Nach einer Brandkatastrophe 1768 errichtete der Architekt Pierre Michel d’Ixnard 1768-1781 eine neue Abteikirche im frühklassizistischen Stil. Der Kuppelbau ist mit 36 Metern im Durchmesser und 63 Metern Höhe der viertgrößte seiner Art in Europa.
Geschichte des Klosters St. Blasien
9. Jahrhundert bis 12. Jahrhundert
Über die Frühgeschichte des Klosters St. Blasien besteht Unklarheit. Die cella alba des Hochrheinklosters Rheinau soll im 9. Jahrhundert am Anfang einer Entwicklung hin zum Kloster St. Blasien des 11. Jahrhunderts stehen. Demnach muss sich die Zelle im Südschwarzwald (in einem längeren Prozess) von Rheinau gelöst haben. Vielleicht spielte der in der Überlieferung als „Stifter“ bezeichnete Reginbert von Seldenbüren († um das Jahr 962) eine Rolle, jedenfalls ist mit Werner I. (1045-1069) erstmals ein Abt von St. Blasien bezeugt. Am 8. Juni 1065 erhielt das Schwarzwaldkloster, das im übrigen mit der Adelsfamilie um Herzog Rudolf von Rheinfelden, auch Rudolf von Schwaben, (1057-1079) verbunden war, von König Heinrich IV. (1056-1106) ein Immunitätsprivileg, zwischen 1070 und 1073 sind Kontakte zum cluniazensischen Reformkloster Fruttuaria in Oberitalien anzunehmen.
Folge dieser Kontakte waren der Anschluss St. Blasiens an die fruttuarische Reformrichtung, die Einführung des Instituts der Laienbrüder (Konversen) und wohl die Gestaltung St. Blasiens als Doppelkloster von Mönchen und Nonnen; die Nonnen sollten dann 1117 das Kloster Berau besiedeln.
Der Historiograf Bernold von Konstanz (*ca.1050 – † 1100) stellt St. Blasien neben Hirsau und Allerheiligen als führendes schwäbisches Reformkloster dar. Von St. Blasien sollten unter anderem reformiert oder (als Priorat, Propstei) gegründet werden: Muri (1082), Ochsenhausen (1093), Göttweig (1094, Göttweiger Reform), Stein am Rhein (vor 1123), Prüm (1132) oder Maursmünster (vor 1166). An Kommunitäten im Schwarzwald beeinflusste St. Blasien die Klöster Alpirsbach (1099), Ettenheimmünster (1124) und Sulzburg (ca.1125), sowie seine Propsteien Weitenau (ca.1100), Bürgeln (v.1130) und Sitzenkirch (ca.1130). Eine Liste von Gebetsverbrüderungen, um 1150 erstellt, zeigt die Weitläufigkeit der Beziehungen zwischen St. Blasien und anderen Frauen- und Männerklöstern.
Im Verlauf des 12. Jahrhundert erlahmte indes der Eifer der Schwarzwälder Mönche, die Aktivitäten wurden vom Ausbau einer umfangreichen Grundherrschaft dominiert. Im 14. und 15. Jahrhundert erreichte die Grundherrschaft ihre größte Ausdehnung und erstreckte sich über weite Gebiete des Südschwarzwaldes, unter Einbeziehung der genannten Propsteien sowie des Nonnenklosters Gutnau und der Niederkirchen in Niederrotweil, Schluchsee, Wettelbrunn, Achdorf, Hochemmingen, Todtnau, Efringen, Schönau, Wangen, Plochingen, Nassenbeuren usw. Die Schutzvogtei der Bischöfe von Basel konnte abgeschüttelt werden, wie ein Diplom Kaiser Heinrichs V. (1106-1125) vom 8. Januar 1125 beweist, das dem Kloster Königsschutz und freie Vogtwahl zugestand.
13. Jahrhundert bis 17. Jahrhundert
In der Folge etablierten sich die Zähringer als Klostervögte, nach deren Aussterben (1218) wurde die Vogtei unter Kaiser Friedrich II. (1212/15-1250) Reichslehen, so dass immerhin eine gewisse Anbindung St. Blasiens an das Reich bestand, ohne dass hier von einem Reichskloster oder von Reichsunmittelbarkeit geredet werden kann.
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts sind die Habsburger als Schutz- und Kastvögte der Mönchsgemeinschaft bezeugt. St. Blasien wurde damit zu einem Bestandteil des vorderösterreichischen Herrschaftsverbands der habsburgischen Herzöge und in der frühen Neuzeit als Landstand vorderösterreichisches Prälatenkloster. Trotzdem gab es auch Beziehungen zum Reich, die damit zusammenhingen, dass das Kloster zwischen 1422 und 1521 in den Reichsmatrikeln geführt wurde und der schwäbische Reichskreis 1549 vergeblich versuchte, St. Blasien als Reichsprälatenkloster einzubinden. Immerhin waren die vier seit dem Ende des 13. Jahrhunderts von St. Blasien erworbenen „Reichsherrschaften“ Blumegg, Bettmaringen, Gutenburg und Berauer Berg Ausgangspunkt für die 1609 konstituierte reichsunmittelbare Herrschaft Bonndorf.
Auflösung des Klosters im 19. Jahrhundert
Das Kloster St. Blasien, das von der Reformation verschont blieb, wurde 1806 im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die mittelalterliche Klosteranlage wurde im 18. Jahrhundert barock überbaut und ist daher nicht mehr vorhanden.