Der armenische Bischof Blasius
Die 1783 vollendete und eingeweihte Kuppelkirche zu Sankt Blasien ist dem frühchristlichen Bischof Blasius geweiht, der auch Schutzpatron und Namensgeber der politischen Gemeinde Sankt Blasien im Südschwarzwald ist.
Der heilige Blasius (Kirchenfest am 3. Februar und in Sankt Blasien am darauf folgenden Sonntag) ist und bleibt, alles in allem gesehen, ein Fremder. Er lebte, vom Schwarzwald aus betrachtet, in weiter Ferne, sein Leben entzieht sich mangels ausführlicher Anhaltspunkte einer gründlichen Darstellung, und selbst sein Name verweigert die Deutung.
Blasius ist ein aus dem Lateinischen übernommener männlicher Vorname, dessen Bedeutung nicht geklärt ist. Volkstümlich gemacht hat diesen lautmalerischen Namen eben jener Blasius, der als armenischer Martyrerbischof aus Sebaste (heute Sivas/Türkei) zur Verehrung auch in der westlichen Kirche auserkoren wurde.
Der unter die 14 Nothelfer eingereihte Blasius verbringt der Überlieferung nach sein Leben zunächst als beliebter und hilfsbereiter Arzt, der auch notleidenden Tieren beisteht, in Klein-Armenien (ehedem Kilikien in der heutigen Türkei). Auf diesen nicht einmal vollständig gesicherten Kenntnisstand beschränkt sich das Wissen um sein aktives Leben, das in seiner Bekehrung zum Christentum und der ihm zugewachsenen Aufgabe als „Gemeindeaufseher“ (= Bischof) eine entscheidende Wende erfährt.
In der unter Kaiser Diokletian (284-305) neu ausbrechenden Christenverfolgung fürchten die Gemeindemitglieder um sein Leben und bedrängen ihn, sich in einer Höhle zu verstecken, in der er von den Häschern des römischen Statthalters Agrikolaos aufgespürt wird. Die legendäre Überlieferung läßt Blasius im Kerker einem mitgefangenen Knaben, der an einer verschluckten Fischgräte zu ersticken drohte, das Leben retten.
Nach langer Marter wird Blasius im Jahr 316 enthauptet. Vor der Hinrichtung betete Blasius, dass alle, die ein Übel an der Kehle oder sonst ein Siechtum hätten, Erhörung fänden, wenn sie in seinem Namen um Gesundung bäten. Eine Stimme vom Himmel gewährte ihm die Bitte. Mit seinem Tod als Martyrer wird Blasius zum überragenden Glaubenszeugen der armenischen Christenheit.
Seit dem 11. Jahrhundert wird am 3. Februar der Blasiussegen mit zwei brennenden Kerzen, die in der Form des Andreaskreuzes gehalten werden, und mit den Worten erteilt:
„Auf die Fürsprache des hl. Martyrerbischofs Blasius bewahre dich vor Krankheit und Not der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.“
Eine zeitgenössische Gebetsbetrachtung empfiehlt Blasius auch als Schutzpatron gegen die Gefahr des schnellen, unpassenden und vor allem verletzenden Wortes, das mit Hilfe des hl. Blasius zur Wahrung des Friedens den Mund nicht verlassen soll.
Und scherzhaft (mit einem wahren Kern?) wird vom einen oder anderen der Blasiussegen als das „achte Sakrament“ betrachtet – als jährlicher Ersatz für die Distanz zum Empfang echter Sakramente.
Text verfasst von Thomas Mutter
Blasius-Segen ist auch heute noch in der Region begehrt
Der Blasiussegen entstand im 16. Jahrhundert
Reliquien kamen vor 1250 Jahren ins Kloster an der Alb
Der erste Blasiussegen wurde vor rund 1700 Jahren erteilt, als der Bischof Blasius in der armenischen Gemeinde Sebaste, heute die Stadt Silvas in der Osttürkei, kurz vorseinem Märtyrertod sein bekanntestes Wunder wirkte. Blasius starb im Jahre 308, nach anderen Stellen 316, unter dem Henkersbeil, weil er fest am christlichen Glauben festhielt. Auf dem Weg zur Hinrichtung kam eine Frau auf ihn zu und legte ihm ihr krankes Kind zu Füßen. Der Knabe hatte eine Fischgräte geschluckt und drohte daran zu ersticken. Mit einem feierlichen Segen löst Blasius die Fischgräte und der Junge konnte wieder frei atmen.
Aus dieser Legende entstand im 16. Jahrhundert der Blasiussegen mit den zwei gekreuzten Kerzen, ein sehr beliebter Segen, nicht nur wegen seiner besonders feierlichen Form, sondern auch deshalb, weil der Segen jedem Einzelnen mit den Worten zugesprochen wird:
“Der Herr behüte dein Leben. Auf die Fürsprache des heiligen Blasius segne und behüte dich der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.”
Der Tag des heiligen Blasius wird am 3. Februar begangen, natürlich auch in St. Blasien, wo der Heilige Schutzpatron und Namensgeber der Gemeinde ist.
Der heilige Blasius wird als Bischof und mit Kerzen dargestellt. Diese Darstellung, die deutlich die Segenstradition mit den zwei gekreuzten Kerzen zeigt, stammt von dem Maler Jakob Carl Stauder, im 18. Jahrhundert für St. Blasien gemalt. Das Originalbild wird heute im Kolleg St. Blasien aufbewahrt, eine Kopie ist dort im Treppenhaus zu sehen. (FOTO: CLAUS-PETER HILGER)
Die Verehrung des Blasius als heiligmäßigem Mann begann in seinem Heimatlande schon gleich nach seinem Tode. Kreuzfahrer sollen die Lebensgeschichte und die Verehrung mitgebracht haben. Ragusa in Dalmatien, heute Dubrovnik in Kroatien, erwählte schon früh Blasius zum Patron. In Neapel wurde ihm zu Ehren eine Kirche gebaut. Fromme Pilger, die den Sterbeort des Blasius besuchten, erbaten sich Reliquien von ihm und brachten sie nach Rom. Von dort aus gingen die Reliquien an viele Kirchen, wo sie verehrt werden. Auch das Kloster Rheinau bei Schaffhausen bekam Reliquien des heiligen Blasius. Von dort wanderte eine Oberarmreliquie in das junge Kloster an der Alb im Schwarzwald. Abt Wolfen von Rheinau schenkte sie den Brüdern und der Legende nach soll der Mönch und spätere Heilige
Fintan die Reliquie selbst an dieAlb getragen haben. Das sei, so steht es übereinstimmend an verschiedenen Stellen, im Jahre 856 (auch 855 und 858 sind genannt) gewesen sein, was wiederum bedeuten würde, dass es heuer 1250 Jahre her sind.
Als die Mönche vor fast 200 Jahren St. Blasien verlassen mussten, nahmen sie auch die Blasiusreliquie mit an ihren neuen Wirkungsort, St. Paul in Kärnten. Im Jahre 1955 veranlasste der damalige Abt Paulus Schneider in St. Paul, auf Bitten von Pfarrer Wilhelm Schuh, dass von dem Oberarmknochen ein Span abgetrennt und wieder nach St. Blasien gehen soll. Er ist heute im Dom in einem eigenen Reliquienkreuz zu finden. Noch einmal, im Jahre 1975, wanderte ein Stück der Reliquie von St. Paul nach St. Blasien. Der damalige Pfarrer Herzog von Brenden erbat sich bei einem Besuch in St. Paul das Stück der Reliquie und brachte es mit. Es wurde ein zweites Reliquienkreuz gefertigt, das heute am Blasiustag im Dom aufgestellt wird.
Durch die Legende mit der Fischgräte wurde der Heilige Blasius zum Schutzpatron bei Halskrankheiten, einer der 14 Nothelfer, die in der Kirche verehrt werden. Er wurde und wird aber auch bei Husten, Zahnschmerzen, Geschwüren, Blasenerkrankungen, Blutungen, Koliken und Pest angerufen. Berufsstände wie Ärzte, Bäcker, Maurer, Musikanten, Schuhmacher, Schneider, Gerber, Weber und Müller wählten ihn zu ihrem Patron.
Badische Zeitung vom Freitag, 3. Februar 2006 – Autor:Claus-Peter Hilger